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Intergenerative Angebote im Sportverein

Gesundheit, Sport & Bewegung

13. November 2012

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Die Begegnungen zwischen Jung und Alt sind besonders dann erfolgreich, wenn es einen inhaltlichen Bezugspunkt, ein gemeinsames Interesse gibt. Bewegung und Sport sind in diesem Sinne eine solche Klammer. In Vereinen sind meist junge und ältere Mitglieder organisiert. Deshalb sind sie für die Bildung von gemischtaltrigen Sportgruppen besonders geeignet. In der Vereinspraxis trainieren die Altersgruppen aber häufig getrennt voneinander. Das muss nicht sein. Auch unterschiedliche Leistungsstärke bei Jung und Alt kann mittels Trainingssteuerung und einfacher Geräte ausgeglichen werden. Bei solcher Art von Training kommen Junge und Ältere gleichermassen auf ihre Kosten.     Vorteile für den Verein und seine Mitglieder Intergenerativität ist eine Vitalkur für das Vereinsleben. Man lernt sich untereinander besser kennen, entdeckt Gemeinsamkeiten und probiert verschiedene Sportarten des Vereins aus. Letzteres ist besonders dann wichtig, wenn Mitglieder die Sportart wechseln wollen oder müssen. So können sie dem Verein erhalten bleiben. Der Zusammenhalt im Verein wird durch das generationenübergreifende Miteinander gestärkt. Neue Mitglieder aus Familien und sozialen Bindungen können bei offenen Anlässen angesprochen und gebunden werden. Die Leistungsunterschiede sind in der Tat eine Herausforderung. Mit ihr entstehen aber neue Angebote und kreative Lösungen. Sie bringen allen Beteiligten Spass und neue Trainingsanreize. In solchen neuen Inszenierungsformen, rät der Sportwissenschaftler Nils Neuber, sollen die Themen „Kontakt zu den anderen“ sowie Raum und Hilfe bei der Identitätsfindung angeboten werden. Die Lebensorientierung, das Finden der eigenen Position in der Gesellschaft, ist für Kinder und Jugendliche wie für Senioren wichtig. Für die einen bedeutet es den Einstieg in einen Beruf und für die anderen den Abschied vom Arbeitsleben. Beides will gemeistert sein. Jung und Alt können sich zu ihren derzeitigen Lebensaufgaben austauschen und einander beratend helfen.   Mit Wackelbrett und Bleigewicht – welche Sportart ist geeignet? Im Sozialbericht 2008 der Schweiz wurde nach Sportarten gefragt - die Junge (14 bis 29 Jahre) und Älter (65 und älter) ausüben. Das Ergebnis: Wandern, Turnen, Schwimmen, Radsport, Skilanglauf werden von beiden Altersgruppen betrieben. (Siehe Abbildung). Diese Disziplinen sind also besonders für gemeinschaftliches Training geeignet. Wie lassen sich aber nun Leistungsdifferenzen ausgleichen? Am einfachsten sind die mechanisch wirkenden Geräte: Eine Bleiweste erschwert auf Dauer jegliche Bewegung. Beim Wandern muss ein Jüngerer aber kein Blei schleppen, sondern er kann Älteren z.B. die Getränke abnehmen. Beim Tourenveloausflug können Kräftigere vorn fahren und den Nachfolgenden so Windschatten geben. Beim Schwimmen bremsen weite Badekleider und beim Skilanglauf können Unermüdliche auf die Stöcke verzichten. Schon wird die Differenz in der Leistung kleiner. Bei gutem Willen kann man sich auch den Langsameren anpassen und in der Mittagspause eine Extrarunde drehen. Bei Rückschlagspielen wie Badminton oder Tennis stellt man die Jungen auf instabile Unterlagen oder Wackelbretter. Schon kann ein Spiel mit Älteren oder weniger Erfahrenen wieder spannend werden. Welche Handicaps kennt ihr noch und habt gute Erfahrungen damit gemacht? Über Hinweise freuen wir uns und auch die Blogleser/innen.   Beispiele aus der Praxis Unter dem Motto „Mach mit, bleib fit“ veranstaltete der Turnverein Eschen in Liechtenstein ein Sportangebot für Jung und Alt. Das Programm entsprach genau den Sportarten die über die Lebensspanne praktiziert werden kann: Aerobic und Ausdauertraining, ein Angebot aus „Spiel, Spass, Kraft und Beweglichkeit“ sowie Yoga und Pilates die ebenfalls sehr intensiv praktiziert werden können.     Leider beinhalten Veranstaltungen für Jung und Alt oft altersgetrennte Angebote. So z.B. bei ew tamins in Graubünden. Das Event wird zwar angekündigt: Für Schüler/innen und Erwachsene, aber die Älteren absolvieren eine eigene Walkingstrecke. Dabei hätte man altersgemischte Staffeln auf die Strecke entsenden können und so noch einen Wettbewerb daraus machen.   Ob sich „Inline-boarden“ wirklich auch für ältere Teilnehmer eignet, ist fraglich. Das Angebot kommt von team-event.ch aus Herzogenbuchsee. Die Unfallgefahr, trotz Sicherungspersonen, könnte die positive Wirkung der gemeinschaftlichen Aktivität übersteigen. Zudem führen Sportgeräte mit derart hohen koordinativen Anforderungen für ungeübte Ältere schnell zum Verdruss. Gleiches gilt für Slackline und Wakeboard. Diese können zwar auch von sehr sportliche Älteren gemeistert werden. Es bedarf allerdings eines doppelten bis dreifachen Übungsaufwandes gegenüber den Jüngeren. Aber auch diese Geräte können in intergenerative Trainings eingebaut werden: Z.B. in einen Hindernisparcours. Hier müssen die Jungen eine Slackline überwinden und Ältere balancieren auf einer Sitzbank. Der Kieler „Sport- und Begegnungspark Gaarden“www.sportpark-gaarden.de in Schleswig-Holstein (Deutschland) nutzt den Sport als Mittel zur Begegnung. In Kooperation mit lokalen Sportvereinen werden niederschwellige und spielerische Sportmöglichkeiten mit geringer Intensität, aber auch alternative, szene- und trendorientierte Sportarten angeboten. Die Anlage wurde mehrfach für ihr intergeneratives Engagement ausgezeichnet. Ein ähnliches Projekt hat im Herbst in Frauenfeld begonnen. Intergeneration berichtete.   Gesucht: Intergenerative Sportprojekte in der Schweiz Intergeneration sucht Vereine und Gemeinschaften im Bereich Bewegung und Sport die Angebote für mehrere Generationen machen. Schreibt uns bitte Eure Erlebnisse und Erfahrungen aber auch Eure Wünsche. Wir stellen Eure Projekte in unserem Blog gerne vor. Ein Blogbeitrag von Michael Hausammann  

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