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Unbekanntes Potential: Wie wichtig sind Generationenprojekte innerhalb der Freiwilligenarbeit?

Wie wichtig sind Generationenprojekte innerhalb der Freiwilligenarbeit? Freiwilligenarbeit ist ein zentraler Aspekt des gesellschaftlichen Fundaments. Der Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016 gibt Einblicke in die Thematik.

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Foto: Senioren-Freiwilligenteam der Kita Chäferfäscht

Bedeutung von Freiwilligenarbeit als gesellschaftliches Fundament

Der Einkauf für den älteren Nachbar, die Redaktionsarbeit für das Quartierblatt oder der private Mittagstisch für Schulkinder: Freiwilligenarbeit ist ein zentraler Aspekt des gesellschaftlichen Fundaments. Ohne sie wäre unser Alltag kälter und ärmer. Um ihre Bedeutung in allen Facetten auszuleuchten, gibt die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, ebenfalls Trägerin des Programms Intergeneration, im Zürcher Seismo-Verlag die Reihe „Freiwilligkeit“ heraus. Die neuste Publikation ist der „Freiwilligen-Monitor Schweiz 2016“, der in gemeinsamer Trägerschaft mit Migros-Kulturprozent entwickelt und veröffentlicht wird. Wissenschaftler der Universität Bern präsentieren darin anhand einer repräsentativen Studie Zahlen und aufschlussreiche Aspekte rund um das Thema Freiwilligenarbeit, etwa das soziodemografische Profil von Freiwilligen, ihre Motive, Beweggründe, Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen.

Freiwillige Einsätze in Generationenprojekten werden noch wichtiger

Der Anteil der Bevölkerung im Pensionsalter wird in den nächsten dreissig Jahren wesentlich stärker zunehmen als der von erwerbstätigen Personen, gleichzeitig wird die Lebenserwartung ansteigen. Das Bundesamt für Statistik spricht deshalb von einer „beschleunigten Alterung der Bevölkerung“. Angesichts dieses demografischen Wandels wird Freiwilligenarbeit immer wichtiger werden: Sie entlastet soziale Sicherungssysteme, sie kann Krisen am Arbeitsmarkt entschärfen und mit ihrem Kontakt- und Informationspotential Arbeitslosigkeit überwinden. Das Potential an Kontakt und Information der Freiwilligenarbeit gilt in hohem Masse auch für sogenannte Generationenprojekte, in denen sich Menschen in verschiedenen Lebensphasen begegnen. Angesichts des zahlenmässigen Ungleichgewichts zwischen Alt und Jung werden diese freiwilligen Einsätze künftig noch wichtiger werden. Es stellt sich somit die Frage, welchen Stellenwert Generationenprojekte im Kontext der aktuellen Freiwilligenarbeit haben.

Der aktuelle „Freiwilligen-Monitor“ liefert einige Hinweise: Junge Erwachsene leisten deutlich weniger Freiwilligenarbeit als ältere. Auch spendet die jüngere Altersgruppe signifikant weniger. Einzig was online Engagements betrifft, übertrumpft die junge Generation die älteren Erwachsenen um mehr als das Doppelte. Verlagert sich das Engagement der Jüngeren somit zunehmend ins Internet? Nicht unbedingt, denn jeder dritte junge Erwachsene kombiniert seine online Freiwilligkeit mit herkömmlichen unentgeltlichen Einsätzen. Die neue Publikation zur Freiwilligenarbeit vermittelt allerdings keine detaillierte Übersicht zu Generationenprojekten und liefert keine differenzierten Vergleiche zwischen den Generationen. „Für die vorliegende Publikation haben wir den Schwerpunkt auf die jungen Erwachsenen zwischen 15 und 34 Jahren gelegt und diese mit allen über 34-Jährigen verglichen“, meint Markus Freitag, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bern und Mitverfasser des aktuellen „Freiwilligen-Monitors“.

Junge wollen einen persönlichen Nutzen aus der Freiwilligenarbeit

Die Autoren zeigen ferner auf, dass Junge wie ältere Erwachsene sich sowohl aus altruistischen wie auch aus selbstbezogenen Gründen freiwillig engagieren. Der unentgeltliche Einsatz muss sich für die jüngere Gruppe allerdings lohnen: Die Freiwilligenarbeit soll mit einer bestimmten Qualifikation einhergehen, etwa mit Führungsaufgaben, mit Weiterbildung und persönlicher Bereicherung, beispielsweise mit Sozialkompetenz, sogenannten Soft Skills. Um junge Erwachsene für Freiwilligenarbeit zu gewinnen, ist es laut den Autoren daher wichtig, den persönlichen Nutzen eines Engagements explizit zu betonen und sichtbar zu machen. Junge Erwachsene müssen wissen, wieso es für ihren weiteren Lebensweg wichtig ist, Freiwilligenarbeit zu machen.

Obwohl der „Freiwilligen-Monitor“ sämtliche über 34-Jährigen in einen Topf wirft, sieht Markus Freitag durchaus die Notwendigkeit, künftig auch innerhalb dieser Altersgruppe zu differenzieren: „Interessant wären etwa die Altersgruppen zwischen 50 und 65 Jahren einerseits und über 65 Jahren andererseits. Ihr Potential in der Betreuung von kranken Menschen und Kindern. Aber auch das soziale Kapital von älteren Migranten, die schon länger in der Schweiz leben.“ In einem kürzlich an der Paulus-Akademie gehaltenen Referat schätzte Freitag das Freiwilligen-Potential von über 50-Jährigen Ausländern um rund einen Drittel höher ein als das von gleichaltrigen Schweizern. Weitere Analysen zu den Ressourcen älteren Personen sollen deshalb Gegenstand von Folgeprojekten sein. Auf die entsprechenden Ergebnisse darf man gespannt sein! Und es bleibt zu hoffen, dass sie auch dazu beitragen, die Wichtigkeit von Generationenprojekten im Kontext von Freiwilligenarbeit zu verdeutlichen.

 

Ein Blogbeitrag der Zürcher Autorin Daniela Kuhn im Auftrag von Intergeneration

Foto: Senioren-Freiwilligenteam der Kita Chäferfäscht

 

7 Kommentare

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    Ich suche in der Umgebung Deutschfreiburg nach einer Gemeinnütziger Arbeit,können Sie mir weiterhelfen etwas in der Nähe von Düdingen-Murten-Flamat-Bern zu finden.
    Mit freundlichen Grrüssen
    Alain Vonlanthen

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    Guten Tag, In der Liste aller Generationenprojekte (unter “Projekte”) finden Sie viele spannende Generationenprojekte, bei denen auch freiwillig mitgewirkt werden kann. Nehmen Sie dazu am besten gleich direkt mit den Projekteignern Kontakt auf. Beste Grüsse, Ruedi Schneider

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    Generationenprojekte im Bereich des freiwilligen Engagements sind von enormer Wichtigkeit für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Viele der Projekte sind darauf ausgelegt, dass sich ältere Menschen für jüngere einsetzen, z.B. “Generationen im Klassenzimmer” (Einsatz von SeniorInnen in Schule und Kindergarten), verschiedene Tandem-Projekte, der Einsatz von “Alumni” in Jugendorganisationen usw. Der Wert des Engagements ist aber gerade auch für Menschen nach der Erwerbsarbeit sehr gross: das gute Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden und die Reflektion der eigenen Erfahrungen bringen die Menschen jeden Alters persönlich weiter. Und es ist bewiesen – Menschen die in der Lage sind, anderen zu helfen, geht es selbst besser. Wenn das kein Profit ist! Elsbeth Fischer, Geschäftsleiterin Benevol Schweiz, http://www.benevol.ch

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