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Projektwerkstatt Generationenakademie: Wie holt man andere ins Boot?

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Beste Startbedingungen

Die Ausgangslage war sensationell: Durch die Zusammenlegung verschiedener Altersheime werden im Burgerspital neben dem Bahnhof Bern Räume frei. Eine ganze Etage des prächtigen Barockpalais will die Burgergemeinde zukünftig nutzen für das Pionierprojekt „Haus der Generationen“ – das ist grossartig! Susanne und Simone hatten von der Burgergemeinde den Auftrag erhalten, dafür ein Konzept zu erarbeiten.

Es gab also einen Auftrag (mit hochgesteckten Zielen und Erwartungen), ein stattliches Gebäude (mit viel Platz an bester Lage), genügend Geld für die Realisierung des Projekts (einmalig!) – was will man mehr???

Erste Ideen

Das Grobkonzept stand bereits: Organisationen wie Pro Senectute, Mütterberatung, Rotes Kreuz und viele andere sollen im „Haus der Generationen“ zu günstigen Konditionen Anlaufstellen unterhalten können. Bedingung für einen Standort ist, dass sie sich bereit erklären, im Burgerspital mit anderen Institutionen zusammen zu arbeiten und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Altersübergreifend, denn das Haus soll Begegnungen verschiedener Altersgruppen ermöglichen und mit Beratung, Kursen und Veranstaltungen zusammen bringen.

Die Burgergemeinde erwartete ein Betriebskonzept, vieles musste noch geklärt werden. Wie kann man z.B. möglichst viele interessierte Organisationen einbeziehen? Der „Mieter-Mix“ ist für ein derartiges Vorhaben entscheidend. Partizipation war das Stichwort.

Partizipation!

In der Projektwerkstatt der Generationenakademie konkretisierten Susanne und Simone ihre Ideen, holten sich Rat und fachlichen Input. In Absprache mit den anderen Teilnehmenden engagierte die Werkstattleitung Simone Gretler Heusser von der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit für ein Referat. Das half weiter. Susanne und Simone organisierten darauf hin einen moderierten Round Table/Workshop. Vertreter der Burgergemeinde und potentiell interessierte Mitmachende lernten so das Grobkonzept kennen und brainstormten gemeinsam in einer Ideenwerkstatt über institutionenübergreifende Projekte.

Es zeigte sich übrigens, dass die grösseren Organisationen, die sich bereits mit dem Generationenthema auseinandersetzen, an einer derartigen Zusammenarbeit „über ihre Grenzen“ hinaus interessiert sind, kleinere hingegen häufig stark auf sich selber fokussiert sind und eher Mühe mit der Idee von Kooperationen bekunden.

Fazit

Wichtig für Simone und Susanne waren folgende Erfahrungen:

  • Partizipation lässt sich nur durch persönlichen Kontakt, Gespräche und (lange) Diskussionen erreichen. Round Tables, Workshops, aber auch persönliche Begegnungen eigenen sich gut. Partizipation braucht Zeit!
  • Vorgängig müssen die eigenen Vorstellungen klar, prägnant und einleuchtend formuliert werden. Wichtig ist allerdings, dass die Rahmenbedingungen genügend Spielraum für interessante Experimente gewähren, damit Ideen von anderen einbezogen werden können.
  • Klare Vorstellungen sind nicht nur wichtig für das eigene Denken und Voraussetzung für die Erarbeitung des Feinkonzepts, sondern auch entscheidend für die Kommunikation mit den interessierten Institutionen und Auftraggebern. Gute Kommunikation ist einer der Erfolgsfaktoren.
  • Trotz aller Partizipation: Die Konzeptentwicklerinnen dürfen sich das Recht nehmen selber zu bestimmen, wen sie im „Haus der Generationen“ dabei haben wollen und aktiv auf „Wunsch-Partner“ zugehen.
  • Die Verantwortlichen müssen sowohl im Projekt als auch im Round Table durchgreifen, wenn andere Partikularinteressen durchziehen wollen. Der Widerspruch zwischen Partizipation (Einbezug möglichst vieler Kreise) und Führung (Projektverantwortung) machte Simone und Susanne gelegentlich zu schaffen. Sie lernten, dass die Leitung bei ihnen lag und sie diese auch klar beanspruchen dürfen.
  • Der Einbezug von Jugendlichen verlangt andere Konzepte und Vorgehen. Im Round Table bemerkte die städtische Jugendbeauftragte trocken, das Projekt sei für Jugendliche „uncool“ – dieser Bereich wurde daher in ein eigenes Teilprojekt ausgegliedert.

Am 7. und 8. September findet das „Spittelfest“ statt. Der langjährigen Nutzung des Gebäudes als Alterseinrichtung wird noch einmal Rechnung getragen. Gefeiert wird aber auch der Neubeginn: Alle Partner des Berner Generationenhauses gestalten einen Rundgang, der Besucher/innen unterhaltsam in verschiedene Welten entführt.

Wir sammeln weitere Erfolgsfaktoren für Partizipation – was fällt Ihnen dazu ein?

Der nächste Blogbeitrag berichtet über das Feinkonzept, die Arbeitsaufteilung und das Fest.

Ein Blogbeitrag von Maja Graf

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