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Partizipation, Engagement und Freiwilligenarbeit in Museen

Der mögliche Einbezug von Freiwilligen und ihr Engagement im Kulturbereich wird derzeit heftig diskutiert. Die einen haben Angst, dadurch würden Hauptberufliche verdrängt, andere fordern neue Ansätze und Gestaltungsfreiräume für die Mitarbeit Freiwilliger.

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Tatsache ist, dass im Bereich der über 65 Jährigen sich besonders viele im Bereich Kultur engagieren. Dies tun sie zwar mit viel Herzblut, Leidenschaft und freier Zeit, aber auch mit Eigenwilligkeit und Verpflichtungen. Daher braucht es neue Formen des Engagements, bei denen Ältere selber künstlerisch tätig werden können, Neues entdeckt wird und dies vor allem in Verbindung mit Jugendlichen.

Johanna Bossert, 64 äussert sich z.B. auf Benevol-Aargau zu ihrer Freiwilligen-Tätigkeit für das Museum Aargau und schildert, wie sehr sie die Begegnungen mit Menschen über ein kultur-geschichtliches Thema schätze. Seit sie sich für das Museum Aargau freiwillig engagiere, habe das Thema Mittelalter sie gepackt. Sie schätze es vom Museum sowohl als Mitdenkende als auch Mitwirkende in neue Projekte mit einbezogen zu werden, fragt sich aber auch, wie das Know-how der Freiwilligen noch genutzt werden könnte?

Eva Roth-Kleiner, Leiterin des Freiwilligenprogramms des Museum Aargau, meint dazu: “Wir haben die Erfahrung gemacht, dass massgeschneiderte Aufgaben für die Freiwilligen und fürs Museum am sinnvollsten und wirksamsten sind. Das bedingt einen erheblichen Aufwand für beide Seiten und eine offene Kommunikation über die jeweiligen Erwartungen, Bedürfnisse und Möglichkeiten. Freiwilligen-Arbeit im Museum ist weder Beschäftigungsprogramm noch Selbst-Darstellung, sondern soll fürs Museum ebenso Sinn machen wie für die freiwillig Engagierten. Unter Know-How verstehen wir über berufliche Kompetenzen hinaus auch Erfahrungen im ehrenamtlichen, zwischenmenschlichen und hobbymässigen Bereich.”

Als Leiterin aller freiwillig Engagierten im Museum Aargau arbeitest du mit einer intergenerativen Gruppe, was ist die grösste Herausforderung diesbezüglich? 

“Das intergenerationelle Miteinander ist eher Bereicherung als Herausforderung. Sowohl untereinander (als auch gegenüber dem Publikum) entstehen dadurch spannende Kontakte, wird Erfahrung vermittelt. Geschichte ist dann plötzlich nicht mehr etwas Abstraktes, sondern Teil der persönlichen Geschichte, des Erfahrungsschatzes. Natürlich stellen wir fest, dass in unserem Freiwilligen-Team mit einer Altersspanne von 22 bis 79 recht unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit Computer und Medien bestehen, was aber bisher nie zu einem Problem wurde. Wir bieten allen Freiwilligen eine individuelle Schulung an. Durch die gemeinsamen Projekte, z.B. das Theater, entstehen immer wieder Freundschaften unter den Freiwilligen über Generationen hinweg. In unserem Integrations-Projekt (mit Migranten) arbeiten wir auch bewusst mit Tandems: ältere, erfahrene Freiwiliige nehmen die Neuen unter ihre Fittiche und teilen oft sehr grosszügig ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit ihnen.”

Siehst du einen Trend zu neuen Formen der Mitarbeit von Freiwilligen in Museen? 

“Ich beobachte, dass in der Freiwilligen-Arbeit projektbezogene, zeitlich und inhaltlich klar begrenzte  Aufgaben attraktiv sind. Wichtig ist mir, dass die Freiwilligen nicht bloss “Ausführende” sind, sondern sich mit ihren Ideen, Verbesserungsvorschlägen, mit ihrer Aussensicht und ihren Fachkenntnissen konstruktiv einbringen können. Solche partizipativen Projekte haben Zukunft und sie befriedigen das zunehmende Bedürfnis nach lebenlangem Lernen, nach anregendem Kontakt und sinnvollem Miteinander!”

 

Weiterführende Links zum Thema:

Liebe Leser, unter welchen Voraussetzungen könnten Sie sich ein Engagement im Kulturbereich vorstellen?

 

Ein Blogbeitrag von Gaby Ruppanner

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