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Generationenproblem im Museumsverein – Sind Dorf- und Heimatmuseen am Aussterben?

Kultur & Künste

23. Juli 2015

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Foto: Museumslupe, Dorfmuseum in Kölliken

Wie gelingt es, neue „junge Mitglieder“ für einen Museumsverein zu gewinnen? Die meisten Museumsvereine stellen sich diese Frage. Tatsache ist, dass viele regionale Dorf- oder Heimatmuseen durch Museumsvereine geleitet, gefördert oder unterstützt werden. Jedoch besitzen diese im Gegensatz zu einem Fussball-, Musik- oder Turnverein keine Nachwuchsabteilung. So sind die jüngsten Mitglieder meist schon über 50 Jahre alt. Dies stellt die Vereine vor ein grosses Nachwuchsproblem. So sieht der Co-Präsident des Museumsvereins Oberriet  im Kanton St. Gallen die Verjüngung des Vorstandes als riesige Herausforderung, denn es sei fast nicht möglich, neue „junge Mitglieder“ zu finden.

Dabei sind konkrete Bestrebungen im Gange, um die Vereine und Museen auch für Junge zu öffnen. Zum Beispiel wurde in Bellikon (Aargau) zur Ausstellung über „SportlerInnen mit Bezug zu Bellikon“ auf dem Vorplatz des Museums Fussball gespielt und Simultan-Schach angeboten. Was nach Herr Monn, dem Präsident des örtlichen Museumsvereins zwar Junge ins Museum brachte. Dennoch gelang es nicht, ‘“junge Mitglieder“ für den Verein zu finden. Nicht überraschend, beobachtet Herr Hügli vom Museum Beringen im Kt. Schaffhausen, dass das Interesse, in einem Museumsverein eine Mitgliedschaft zu übernehmen, erst im reiferen Alter ab 50 eintritt. Dies könne am steigenden Interesse an der Historie generell sein oder durch ein besonderes Ereignis in Zusammenhang mit einem Museum oder einer Museumsveranstaltung ausgelöst werden. Weiter meint er, dass es Ihnen zwar gelungen sei, eine 25jährige Person neu dazu zu gewinnen, doch ohne die ehrenamtlichen Tätigkeiten der Pensionäre wäre es nicht möglich, den Verein und das Museum zu führen.

Es bleibt also weiter nur zu hoffen, dass die Museumsvereine es schaffen, auch junge Menschen zu motivieren, sich im kulturellen Bereich zu engagieren. Es soll nicht sein, dass sich die Jugend nur an speziellen Anlässen angesprochen fühlt, sondern generell die Lust an der Mitarbeit im Museum geweckt wird. Nur so können generationenübergreifend Ideen umgesetzt werden, damit Ortsmuseen künftig vermehrt als Ort der Begegnung für Menschen jeglichen Alters gesehen werden. Möglicherweise braucht es dazu anstelle eines Flyers eine Einladung via Facebook. Oder die nächste Ausstellung wird von einer Schulklasse vorbereitet. Vielleicht bringen auch die aktuellen Vereinsmitgliedern ihre Enkel oder Teenager aus der Nachbarschaft mit an die nächste Sitzung. Es gibt unzählig mehr Massnahmen, welche das verstaubte Image von Museen aufbrechen können und für junge Menschen attraktiv wirken.

Gefragt sind innovative Ideen, langer Atem, Austausch und Verständnis zwischen Jung und Alt, sowie ein stetes Bemühen und ein offener Umgang zwischen den Generationen. Damit sich ein Teil der ehrenamtlich Tätigen im Kulturbereich, welcher immerhin 10% der Schweizer Bevölkerung ausmacht, auch in Museen engagieren. Nur so kann es den regionalen Museen gelingen, mehr als 5% der Besucher aller Museen zu generieren. Schliesslich machen sie stattliche 36% aller 1107 offiziell gezählten Museen in der Schweiz aus.

Ein Blogbeitrag von Gaby Ruppanner, Museumslupe

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