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5 Jahre «und» – immer wieder mit dem Anfang anfangen

12.07.2017

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Am Anfang war die Idee. Und Anfänge gibt’s bei «und» immer wieder. Auch genügend Ideen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind die Ideen für die nächsten Ausgabe längst entstanden. Nun gibt es auch die Anfänge dieses Vereins, dieses Projektes, an die wir mit dieser Ausgabe erinnern: Vor 5 Jahren fanden sich etwa 20 enthusiastische Menschen, erschien nach einer Maturaarbeit die erste reguläre Ausgabe, wurde der Verein «und» das Generationentandem gegründet.

Aller Anfang ist schwer? Die Leere eines Blattes fordert heraus, der Berg an Aufgaben scheint unüberwindbar, es fehlt noch an durchschlagendem Mut. Ich werde oft gefragt, wie das am Anfang so war bei «und» – schwer, überfordernd? Selten frage ich mich das selbst. Aus der Maturaarbeit wurde ein von Kreativität überquellendes Projekt, das Menschen verbindet. Ein Verein mit über 140 Mitgliedern. Mehr als 60 aktive SchreiberInnen, FotografInnen, OrganisatorInnen, und so weiter.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der Moment, wo alles möglich scheint, die Richtung unklar ist, der Weg dazu noch unerkannt. Viel zu selten haben wir im Leben dieses Gefühl – umso schöner, dass  in der kreativen Arbeit genau dieser Moment immer wieder erlebt werden kann. Wenn aus einer ersten Idee eine Synthese mit Ideen anderer entsteht, wenn etwas Gemeinsames ins Rollen kommt, die Nacht produktiv genutzt wird, weil die Idee einem keine Ruhe lässt, weil gar nicht früh genug mit der Umsetzung begonnen werden kann. So war es auch vor fünf Jahren: Noch ehe aus der Idee ein Konzept ausgearbeitet war, fanden schon erste Infoveranstaltungen statt. Eines war und ist mir immer wichtig: Ja niemandes Enthusiasmus hinterfragen, ja nicht auf die Bremse treten, höchstens vielleicht ein bisschen das Steuer halten helfen, Unterstützung bieten, den jeweiligen Rahmen schaffen. So soll es bei neuen Projekten immer sein. Zum Beispiel mit einem neuen Raum: Ab Anfang August bekommt «und» – quasi zum Geburtstag – ein Zuhause. An Bedeutung für uns kaum zu überschätzen.

 Annina Reusser

Willkommen im neuen «und»-Raum! – Bild: Annina Reusser

Ein Raum bringt zugleich neue Identität, Verbindlichkeit, mehr Zusammenspiel. Auch der Prozess, bis der Raum bezugbereit ist, gehört dazu. Wer hilft beim Malen? Wer reinigt die Toilette? Hat wer ein Sofa zuhause stehen, eine Stehlampe im Keller? Wenn Sie selber mit uns den «und»-Raum einweihen möchten, laden wir sie gerne zur Einweihung, unserer Hauptversammlung ein. Sie müssen dazu nicht Mitglied sein. Anmelden können Sie sich hier.

Wer A sagt, muss auch B sagen. Aus einer Idee allein, dem enthusiastischen naiven Startmoment. entsteht nichts Grosses. Ohne den nächsten Schritt bleibt’s beim utopischen Treten auf der Stelle. Den zweiten Schritt zu tun ist schwerer. Ihn alleine zu tun ist naiv, egoistisch und sicher nicht nachhaltig. Ein Projekt auf den Weg zu bringen ist ein Auf und Ab der Gefühle. Im einen Moment durchströmt euphorischer Eifer, im anderen realistischer Pessimissmus die Adern der ProjektmanagerInnen. Hier wird klar: Besser, du bist nicht allein. «und» das Generationentandem sei aus einer Maturaarbeit entstanden, sage ich immer. Ungern sage ich, aus meiner. Wieso? «und» sollte nicht – und das war mir von Anfang an wichtig, durch mich definiert werden. Doch mir wurde in den letzten fünf Jahren auch immer wieder gesagt: Es ist halt dein Projekt. Das stimmt nach fünf Jahren nur noch bedingt und das ist ein Grund zum Feiern.

Alles ist schwer, bevor es leicht ist. Leicht ist kaum etwas – oder etwa doch? Wenn wir nun die 20. Ausgabe von «und» print in den Händen halten, war es im Rückblick doch gar nicht so schwer. Das Erfolgserlebnis beflügelt und sagt: Es klappt auch ein nächstes Mal, auch wenn die Hürden immer noch etwas höher sind. Und einige Hürden sind für «und» immer noch dieselben: Wir müssen immer noch über 100 neue AbonentInnen oder Mitglieder gewinnen, damit unsere Auflage dadurch von 1000 Exemplaren finanziert würde. Wir brauchen immer neue Menschen, die bereit sind, eine Arbeit bei «und» zu übernehmen – Alte und Junge. Die Bereitschaft auch mal ein etwas trockeneres oder komplizierteres Ressort zu übernehmen nimmt ab. Das ist nicht allein unser Problem, viele andere ähnliche Projekte kennen das, aber wir versuchen dem zu begegnen, indem wir die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen und die unbeliebte aber notwendige Hintergrundarbeit wertschätzen.

Und immer wieder mit dem Anfang anfangen. Nach fünf Jahren «und» denke ich eher an Ausblick denn Rückblick, an Aufbruch denn Ausruhen. Diese Offenheit für’s Neue, dieses Interesse für den anderen Menschen, die andere Generation; der Mut, das Risiko einzugehen, verschmilzt mit der gesammelten Erfahrung, die mal nützlich, mal hinderlich ist. 5 Jahre «und» – wir freuen uns. Noch mehr freue mich auf all die neuen Anfänge, die noch kommen. Das Privileg immer wieder mit dem Anfang anzufangen nutze ich gerne.
Los geht’s!

Auf dem Titelbild: Elias Rüegsegger. – Bild: Manuel Meister

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